Eine Frage aus dem FamilienAlltagsChaos und meine Antwort darauf.
“Das ist ungerecht!” –
Wenn dein Kind sich über empfundene Ungerechtigkeit beschwert.
Frage:
Meine Tochter beschwert sich in letzter Zeit immer wieder über vermeintliche Ungerechtigkeiten. Sei es, dass ihr kleiner Bruder sie gestört hat oder sei es, dass sie vermeintlich das kleinere Stück Kuchen bekommt. Oder wir als Erwachsene dürfen länger aufbleiben und Fernsehschauen und sie muss ins Bett. Sie wird dann laut und schimpft heftig. Wie kann ich darauf reagieren? Ich kann doch nicht ständig Ausnahmen machen, damit sie zufrieden ist.
Meine Antwort:
Deine Tochter drückt in diesem Moment aus, was sie empfindet.
Aspekt 1:
Was ist deine spontane Reaktion?
“Aber das stimmt doch garnicht, dass das Kuchenstück deines Bruders größer ist.”
“Natürlich bleiben wir länger auf, wie sind ja auch die Erwachsenen!” Oder noch intensiver: “Also, soweit kommt´s noch, dass du bestimmst, wann wir ins Bett gehen!”
Mit diesen Antworten reagierst du nur auf den Inhalt der Aussage.
Deine Tochter ist in dem Moment jedoch voll im Gefühl und kann deine Argumente nicht annehmen.
Sie fühlt sich komplett unverstanden, wenn du ihre Worte tatsächlich wörtlich nimmst. Das macht sie wiederum noch wütender.
Aspekt 2:
Es ist ein bei Erwachsenen weit verbreiteter Irrglaube, dass Kinder bei solchen Aussagen immer auf eine Lösung und eine Aktion des Erwachsenen aus sind.
Das kann in Einzelfällen durchaus mal sein.
Doch viel, viel öfter will deine Tochter einfach nur sagen, dass sie etwas als ungerecht empfindet. Sie verlangt nicht danach, dass du aktiv wirst.
Für beide Aspekte gilt:
Sie will dir erzählen, was sie bedrückt und hofft, dass du ihr zuhörst und sie in dem Gefühl begleitest.
Wie kannst du das tun?
- Du stellst sicher, dass du verstanden hast, was sie meint, indem du wiederholst, was du gehört hast.
“Dein Bruder hat dich gestört?” “Wir (als Erwachsene) dürfen etwas, was du nicht darfst?” (Aufbleiben und fernsehen)
- Du benennst das Gefühl.
“Das nervt dich?” “Das findest du ungerecht?”
- Du bestätigst ihr, dass ihr Gefühl in Ordnung ist.
“Das verstehe ich.” “Ja, das glaube ich dir, dass du das ungerecht findest.”
- Du entscheidest, ob du aktiv werden willst.
Wichtig ist die Motivation dahinter. Werde nicht aktiv, weil du glaubst, deine Tochter erwartet das von dir. Sondern werde aktiv, weil du es für richtig hältst.
Kleiner Tipp für die Umsetzung:
Du darfst auch dein Kind fragen, was es braucht.
“Was brauchst du jetzt?” “Was möchtest du, dass ich tue?”
Du wirst merken, dass deine Tochter überhaupt nicht so oft eine Aktion von dir braucht, wie du bisher geglaubt hast.
Du kannst ganz gelassen und ruhig antworten – und ihr bei der Bewältigung des Gefühls helfen.
Das hilft ihr am meisten.
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