“Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl” –
Zusammen die Basis für das Glück deines Kindes
Als Mama und Papa haben wir einen großen Wunsch:
Unser Kind soll glücklich sein!
Doch was können wir dafür tun?
Zum Glücklich-sein und Glücklich-fühlen gehören soooviele Faktoren. Das ist schon mal klar –
Können ein gesundes Selbstvertrauen und ein gesundes Selbstwertgefühl dazu beitragen, dass unser Kind glücklich ist?
Sehen wir uns zuerst einmal die Definition der Begriffe an, um diese Frage wirklich beantworten zu können.
Selbstvertrauen
Selbstvertrauen ist immer gekoppelt an Leistung, an Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Die Frage dazu lautet also: “Was kann ich?”
Je besser ich in etwas bin, desto höher ist mein Selbstvertrauen.
Beispiel:
Wenn ich gut schwimmen kann und in Wettkämpfen immer vorne mit dabei bin oder gar gewinne, dann wird mein Selbstvertrauen gestärkt.
Dabei messe ich mich aber immer mit anderen. Ich bin besser im Vergleich zu meinen Mitschwimmern.
Wie wird Selbstvertrauen gestört und wie wird es gefördert?
Durch dieses Vergleichen mit anderen, bin ich immer auf Rückmeldung angewiesen, um mein Selbstvertrauen aufzubauen. Sobald also die Rückmeldungen wegfallen oder ich nicht mehr ganz vorne mit dabei bin, verliert das Selbstvertrauen an Kraft.
Beispiel:
Ich verletze mich und kann ab sofort gar nicht mehr schwimmen oder ich kann nicht genug trainieren und verliere immer öfter. Dann baut sich Frust auf. Mein Selbstvertrauen schwindet immer mehr. Ich habe das Gefühl, weniger wert zu sein.
Meinen Wert habe ich aus dem “Gut-Sein”, dem Gewinnen im Vergleich gezogen.
Du förderst das Selbstvertrauen deines Kindes im Alltag durch Lob “Das hast du gut gemacht!”, wobei das Lob sich immer auf die Leistung oder Fähigkeit bezieht.
Eltern loben ihre Kinder sehr viel und glauben, dem Kind damit einen Gefallen zu tun. Sicher ist es sinnvoll, ab und zu auch mal dem Kind das gute Gefühl zu schenken. Doch damit wird das Selbstwertgefühl gestört. Sehen wir uns das mal genauer an.
Selbstwertgefühl
Das Selbstwertgefühl kommt aus dem Inneren und hat etwas mit meinem Selbstbild zu tun.
Die Frage dazu ist “Was und wer bin ich?“
Jesper Juul beschreibt es so:
„Ein gesundes Selbstgefühl bedeutet, in der Lage zu sein,
sich selbst nüchtern, nuanciert und akzeptierend zu betrachten“
Sehen wir uns diese Definition an einem Beispiel etwas genauer an:
Beispiel:
Ich will Klavierspielen lernen. Ich nehme Unterricht und übe.
💖“Sich nüchtern betrachten”:
Nüchtern können wir ersetzen mit realistisch.
Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann. Ich weiß, was ich will und was ich nicht will. Ich weiß, wo meine Grenzen sind (auch Quantitativer Anteil am Selbstwertgefühl genannt).
Im Beispiel:
Ich habe Zeit zu üben, habe das Geld für den Unterricht, habe den Willen, durchzuhalten
💖”Sich Nuanciert betrachten”:
Nicht nur schwarz und weiß, sondern die Grautöne auch sehen.
Nicht nur ganz oder gar nicht, sondern auch Zwischenschritte sind möglich. Nicht nur “perfekt” oder “wertlos” als einzige Wahlmöglichkeit, sondern eben auch “gut genug”
Im Beispiel:
Wenn nur gilt, “Entweder lerne ich Klavierspielen wie ein Profi und nur dann fühle ich mich wertvoll oder ich lerne es überhaupt nicht.”, dann sehe ich nur schwarz und weiß. Ich kann auch denken: “Ok, ein Profi werde ich bestimmt nicht. Für kleine gemeinsame Familien-Musik-Abende reicht es völlig”, dann kann ich auch Grautöne sehen und mich genauso wertvoll fühlen.
💖”Sich akzeptierend betrachten”
Annehmen, was ist und was nicht.
Sich als wertvoll fühlen, auch wenn etwas nicht klappt oder nicht gelernt werden kann. (Qualitativer Aspekt des Selbstwertgefühls genannt.)
Im Beispiel:
Mal angenommen, ich lerne nicht so schnell oder vielleicht gar nicht Klavierspielen. Dann kommt schnell ein “Das lerne ich nie!” oder “Ich bin zu doof dazu!” Also eine komplette Abwertung der eigenen Person. Ein gesundes Selbstwertgefühl äußert sich in “Ok, dann ist die Art des Unterrichts nichts für mich. Ich sehe mich mal nach etwas anderem um.” Oder vielleicht ein “Ok, dann ist Klavierspielen wohl nichts für mich. Das ist halt so.”
Wie wird Selbstwertgefühl gestört und wie wird es gefördert?
In der ersten Zeit ihres Lebens haben Kinder ein gesundes Selbstwertgefühl. Sie fühlen sich stark und wertvoll, einfach weil sie da sind.
Dann beginnt irgendwann die Zeit, in der die Leistung des Kindes in den Vordergrund tritt.
Die Eltern achten darauf, was die Kinder >tun< und werten dies in richtig und falsch.
Und statt wie früher “falsches” Verhalten zu bestrafen, haben viele Eltern nun angefangen “richtiges” Verhalten zu loben, um es zu fördern.
Doch egal, wie herum:
Kinder fangen an sich über die Wertung ihrer Taten zu definieren.
Sie verlieren das wundervolle Gefühl wichtig und wertvoll zu sein.
Und das prägt ein Leben lang. Die Wahrscheinlichkeit, sich unglücklich zu fühlen steigt.
Wie kannst du als Mama/Papa das Selbstwertgefühl steigern?
🎈 Nimm dein Kind als ganze Person wahr.
🎈 Gib deinem Kind immer wieder die Rückmeldung, dass es ok ist, so wie es ist.
🎈 Lass es sich wertvoll fühlen, in dem es Aufgaben für die Gemeinschaft übernehmen darf im Rahmen seines Alters und Möglichkeiten.
Ist nun Selbstwertgefühl das einzige, was zählt zum Glücklich-sein?
Nein, wir brauchen beides!
💖 Selbstvertrauen lässt uns kämpfen, besser werden, stärkt unseren Ehrgeiz
💖 Selbstwertgefühl lässt uns ruhig und gelassen werden, stärkt unsere Resilienz (Fähigkeit, mit schwierigen Situationen gut umgehen zu können)
Doch in unserem Alltag wird bei den Kindern durch das Loben, das Konzentrieren auf die Taten und auch durch die Noten in der Schule überwiegend das Selbstvertrauen gefördert.
Das Selbstwertgefühl bleibt auf der Strecke.
Dass das nicht passiert, ist primär die Aufgabe der Eltern – also deine!
Deine Aufgabe!
Um den Unterschied in den Reaktionen noch einmal deutlich zu machen, dieses
Beispiel:
Dein Kind hat dir in deiner Abwesenheit ein Bild gemalt.
Die eine Reaktion: “Da hast du aber ein schönes Bild gemalt.” Die Leistung wird bewertet und gelobt.
Dein Kind hat all seine Liebe und seine Sehnsucht nach dir in das Bild gesteckt. Und verbindet also das Gefühl Liebe mit der Bewertung seiner Leistung.
Eine andere Reaktion: “oh, für mich? Du hast an mich gedacht und für mich das gemalt? Wie wundervoll, ich freue mich sehr. Magst du mir was darüber erzählen?”
Das Kind spürt deine Begeisterung und deine Liebe. Und die Anerkennung der eigenen Gefühle. Es fühlt sich wertvoll.
Es sind oft schon Kleinigkeiten, mit denen du im Alltag das Selbstwertgefühl steigern kannst:
🌈 Ein liebevolles Lächeln einfach so;
🌈 Ein “Ich hab´ dich lieb” mitten in einem Konflikt;
🌈 Ein “wie schön, dass du bei mir bist” beim Nachhause-kommen (statt “Wie war´s in der Schule/im Kindergarten?”)
🌈 Ein kommentarloses Wegräumen, wenn das völlig fertige Kind die Jacke einfach fallen lässt statt sie selbst wegzuräumen
Ich bin überzeugt, dass dir noch viel mehr einfällt, wenn du das Prinzip hinter dem Selbstwertgefühl verinnerlicht hast.
Fazit:
Zur Beantwortung der Ausgangsfrage:
“Kann ein gesundes Selbstvertrauen und ein gesundes Selbstwertgefühl dazu beitragen, dass unser Kind glücklich ist?”
Ein klares “Ja, das kann es!”
Wichtige Punkte:
✔ Selbstvertrauen wird ständig im Alltag gefördert durch das Außen – Deine Aufgabe als Mama/Papa ist die Förderung des Selbstwertgefühls deines Kindes.
✔ Hilf deinem Kind ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen, indem du das Loben der Leistungen stark einschränkst und ihm immer wieder zeigst, dass es als Mensch für dich wertvoll ist – und zwar genauso wie es ist.
Damit baust du die Basis auf für ein Glücksgefühl bei deinem Kind!
Dann hast du die Basis gelegt, dass dein größter Wunsch in Erfüllung geht.
Dein Kind ist glücklich.
Und nun zu dir.
Hast du eine Idee, wo und wie du diese Erkenntnisse in deinem FamilienAlltagsChaos anwenden kannst?
❓ Was willst du ändern?
❓ Hast du Fragen dazu?
❓ Wie sind deine Erfahrungen und Gedanken dazu?
Und wie sieht es eigentlich mit deinem Selbstwertgefühl aus? Fühlst du dich wertvoll, auch ohne Leistung?
Schreib mir in den Kommentaren. Ich freue mich darauf.
Herzliche Grüße
Hallo Cornelia,
ich bin seit 3 Jahren Mama, von Berufswegen Sonderpädagogin für Emotionale und soziale Entwicklung und durch mein Mama-sein ist mir noch deutlicher klar geworden, dass das was ich einst in Uni und Refrendariat lernte nicht das ist, was Kindern wirklich hilft. Über diesen Konflikt mit dem eigenen professionell – erlerntem Verhalten und dem, was ich meinem Kind mit auf den Weg geben möchte, stieß ich auf Jesper Juul und das führte mich zu dir. Ich kann mit all deinen Annahmen und Anregungen mitgehen und merke nur im Alltag wie schwierig es ist. Wie reagiere ich z. B. darauf, dass mein Kind Fahrradfahren lernt oder dass es schafft den Berg mit dem Laufrad runterzupesen? Ich versuche häufig herauszustellen, dass es ihm Freude bereitet und dass dies das wichtigste ist. Aber es fühlt sich doch häufig sehr holprig an. Hinzukommt, dass es in der Kita doch sehr “altmodisch” mit der Erziehung läuft. Trotzdem ist es unserers Erachtens eine gute Kita aber es kommt natürlich auch zu Wiedersprüchen in ihren und unseren Reaktionen.
Danke für deine tolle Seite und die tollen Seminare!
Sei herzlich gegrüßt,
erst einmal vielen lieben Dank für deine Rückmeldung. Es freut mich, dass du meine Seite und die Seminare toll findest und sie dir persönlich und auch beruflich helfen. 😊 Solche Rückmeldungen sind für mich sehr wertvoll, da ich dann weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Ja, du beschreibst ein Dilemma, das ich immer wieder von den Eltern höre. Durch die fehlenden Referenzerfahrungen in der eigenen Kindheit, fällt es schwer, theoretisch erarbeitete Anregungen und gewünschte eigenen Verhaltensweisen in den Alltag umzusetzen.
Das ist ein andauernder Prozess, der manchmal herausfordert und immer sinnvoll und lohnenswert ist – und der nicht in ein paar Sätzen erklärt werden kann.
Also bleib dran und probiere es immer wieder aus. Eine enge Bindung zu deinem Kind wird dein Lohn sein.
Herzliche Grüße
Cornelia