Teilen lernen – im Alltag

Eine Geschichte aus Linas Familienalltag:

Rike, Linas 7-jährige Tochter, hat Besuch von einer Freundin, die seit ein paar Wochen neu in der Klasse ist. Die Mutter bleibt noch ein Weilchen da.

 

Die beiden Mütter genießen einen Kaffee zusammen, als plötzlich die Freundin zu ihrer Mutter gerannt kommt und weint: „Rike lässt mich nicht mit der Puppe spielen und mit dem Puzzle auch nicht.“

 

Den Blick, mit dem die andere Mutter daraufhin Lina ansieht, kennt sie schon sehr gut von etlichen anderen Gelegenheiten.

Lina seufzt und beginnt zu erklären, warum sie jetzt nicht aufspringt und eben nicht ihre Tochter zwingt zu teilen.

Den theoretischen Hintergrund zum Thema “Teilen lernen” habe ich in dem Blogartikel “Soziale Verantwortung folgt der persönlichen Verantwortung” 
beschrieben.

Jetzt schauen wir uns mal an, wie das Thema im Familienalltag gleichwürdig gelingen kann.

Wie lernen Kinder im Familienalltag das Teilen mit anderen Kindern?

 

Kinder sind grundsätzlich sozial orientiert.

Doch in den ersten Jahren der Kindheit ist ein Kind aus Erwachsenensicht sehr egoistisch. Die Kinder sorgen sehr intensiv für die eigene Bedürfniserfüllung und achten wenig auf andere Personen.

Das ist normal und eine sehr wichtige Entwicklungsphase!

Mehr dazu im anderen Blogartikel: “Soziale Verantwortung folgt der persönlichen Verantwortung” 

Im Alltag versuchen Eltern ihren Kindern schon im Kindergartenallter das Teilen aktiv beizubringen, in dem sie die Kinder zwingen, mit den Geschwistern oder Besucherkindern zu teilen.

1. Geschwister untereinander

In jeder Konstellation (Anzahl, Altersunterschied) kommt bei Geschwisterkindern noch ein wichtiger Aspekt hinzu: Konkurrenz!

Eine Konkurrenz um alles mögliche wie Aufmerksamkeit der Eltern, Nahrung, Platz und Eigentum (!) ist permanent vorhanden.

Stell dir das mal vor:
Ständig Angst zu haben, von allem viel zu wenig zu erhalten.

Das ist sehr anstrengend und belastend.

 

Der einzige Bereich, in dem ein Kind zumindest ein wenig Kontrolle ausüben kann, ist der Umgang mit Gegenständen, also Spielzeug zum Beispiel.

Und die Kinder kennen keinen Unterschied zwischen Eigentum und Besitz.
“Alles, was ich in der Hand habe, ist meins.”

Kennst du den Unterschied?

Kurz zur Erklärung, damit meine Ausführung verständlich sind.

“Es ist dein Eigentum” bedeutet im rechtlichen Sinn, dass der Gegenstand dir gehört. Du hast das Recht, darüber zu bestimmen, es zu verschenken oder zu veräußern.

Du hast einen Besitz”, wenn du die Kontrolle über einen Gegenstand hast. Du kannst ihn nutzen, ihn aber nicht veräußern.

Gemietete Wohnung oder Auto sind gute Beispiele. Eigentümer ist der Vermieter, doch du bist Besitzer.

Was kannst du tun?

a) Gegenstände der Kinder

Gib jedem Geschwisterkind eine gewissen Anzahl an Spielzeug in sein Eigentum. Es sollte eine ausreichend große Menge sein.
Das kannst du auch bei anderen Gegenständen wie Bettzeug, Kleidung oder anderem anwenden.

Beachte bitte dabei:

✔  Es sollte für alle klar und erkenntlich sein, wem was gehört.

Zum Beispiel alles, was in dem jeweiligen Zimmer ist oder eine Kiste/Schrank mit diesen Sachen – eine Art Schatzkiste vielleicht. Eventuell kannst du bestimmt Sachen kennzeichnen, wenn nötig.
Du zeigst deinem Kind genau, was ihm gehört.

✔  Im Alltag sprichst du immer aus, wem der Streitgegenstand gehört. “Das gehört Nils.”

✔  Der Eigentümer und nicht der Besitzer (wie in mancher Elternreaktion) bestimmt, was mit dem Gegenstand passiert und wer ihn nutzen darf.
Ohne Diskussion!
Und mit Auffangen der Gefühle des anderen Kindes.

 

b) Allgemeine Gegenstände

Natürlich gibt es in eurem Haushalt Gegenstände, die faktisch von allen genutzt werden. Sei es Spielzeug für alle Kinder oder eben andere Haushaltsgegenstände.

Kinder bis ca. 6-7 Jahre:
Hier bietet es sich an, dass diese Gegenstände einfach dir gehören und du darfst bestimmen. Das ist für Kinder in dem Alter am einfachsten zu verstehen.

Ab 7-8 Jahren:
Jetzt können die Kinder grob verstehen, dass es so etwas wie Allgemeingut gibt, das allen gehört und das von allen gemeinsam genutzt wird. Im Übergang ist es jedoch noch einmal besonders wichtig, dass jedes Kind über persönliches Eigentum verfügen kann.

2. Besucherkinder

Die Idealvorstellung ist ja, dass die Kinder zusammen friedlich mit dem Spielzeug des Gastgeber-Kindes spielen – stimmt´s? 😊

Der Alltag sieht oft anders aus. Die Kinder streiten sich um die Sachen, weil das Gastgeber-Kind nicht will, dass das andere Kind mit irgendetwas nicht spielt. Stimmt auch, oder? 😊

 

a) Dein Kind hat Besuch von einem anderen Kind.

Dein Kind bestimmt, wer mit was spielen darf!

Hm, ich kann mir gut vorstellen, dass dies jetzt Widerstand bei dir auslöst.

 

Habe ich schon so oft erlebt und verstehe ich.

Wie in dem anderen Blogartikel ausgeführt, braucht dein Kind die Gewissheit, dass es sein geliebtes Spielzeug und auch jeden anderen Gegenstand aus seinem Eigentum nicht einfach verliert. Es will die Kontrolle (zumindest) darüber behalten!

Sobald das Kind erlebt, dass es jederzeit über den Gegenstand und dessen Verbleib bestimmen kann, wird es mit der Zeit mit Freude und aus vollem Herzen gerne teilen. Denn es kann das Spielzeug ja jederzeit zurückfordern.

 Was kannst du also tun?

✔  Du erkärst deinem Kind (ab ca. 3 Jahren) vor dem Besuch, dass es jederzeit bestimmen kann, wer mit was spielt.

✔  Ihr klärt, ob es Gegenstände/Spielzeug gibt, das auf gaaaaaaar keinen Fall von dem anderen Kind genutzt werden dürfen. Diese Sachen werden vorab weggeräumt.

✔  Du bittest die andere Mutter, ein paar Gegenstände aus dem eigenen Eigentum des Gastkindes mitzubringen.

✔  Als Alternative dazu hast du in deinem Eigentum eine Kiste mit Sachen, die das Gastkind nutzen darf – und dein eigenes Kind natürlich auch.

b) Dein Kind ist zu Besuch bei einem anderen Kind

Hier gilt natürlich das gleiche wie oben.
Das Gastgeberkind bestimmt, wer mit was spielt.

Was kannst du tun?

Du bringst eine kleine Kiste mit Spielzeug aus dem Eigentum deines Kindes mit.

Alternativ Spielzeug, das dir gehört.
Doch hier besteht die Gefahr, dass dein Kind in ein Dilemma gerät, weil es deine Sachen vor dem Zugriff des anderen Kindes beschützen will. Schau mal, welche der beiden Alternativen für dein Kind einfacher ist.

So weit – so gut.

In Gesprächen folgt hier oft der Einwand:

“Ja, aber was mach ich, wenn sie doch heftig streiten
oder wenn ein Kind angelaufen kommt und sich beschwert?”

 

Ging dir das auch durch den Kopf? 😎

Was kannst du tun?

Das gilt sowohl bei Geschwisterkindern, als auch bei Besucherkindern.

1. Die Kinder streiten

Hier kann ich gar nicht auf alle möglichen Varianten eingehen. Deshalb habe ich auch einen ganzen Kurs zum Umgang mit Streitigkeiten erstellt.

Schau mal hier: Kinder streiten

Ganz kurz zusammengefasst: Gib den Kindern die Chance, mit dem Streiten entscheidende und wichtige Fähigkeiten zu erlernen.
Unterbrich den Streit, wenn es wirklich notwendig ist.

2. Ein Kind weint oder kommt zu dir, um sich zu beschweren

Dein Job jetzt ist es, dein Kind in seinem Gefühl aufzufangen und eine klare Aussage zum Thema Eigentum und das Bestimmen darüber zu treffen.

Konkret:

Lina erklärte der Mutter auch, wie sie auf die oben beschriebene Beschwerde ihrer Tochter reagieren kann.

 

Natürlich das Gefühl der Tochter wahrnehmen und ernst nehmen.

Durch ein „Oh, du bist traurig (enttäuscht, wütend etc.), dass du damit nicht spielen darfst? Das verstehe ich. Es gehört Rike und die darf darüber entscheiden, genau wie du über alle deine Spielsachen bestimmen darfst. Ich bin sicher, ihr findet eine Lösung.“

 

Das Mädchen kuschelte sich noch etwas an die Mutter und verarbeitete ihren Schmerz.

Dann ging sie zurück und siehe da – kurze Zeit später waren beide Kinder wieder in ihr Spiel vertieft.

 

Die Erwachsenen meinen oft, dass Kinder von ihnen eine aktive Reaktion erwarten. Also zum Beispiel, dass die Mutter den Konflikt für das Kind löst. Doch eigentlich sucht das Kind nur Trost und Orientierung.

So lernt es auch nebenbei, eigene Konflikte auch selbst zu lösen, statt immer auf Hilfe dabei angewiesen zu sein.

 

Fazit:

Aus dem Herzen gerne Teilen lernen Kindern leicht und nebenbei, wenn sie über ihre eigenen Sachen bestimmen dürfen.

Wie sind deine Erfahrungen und Gedanken dazu?
Schreib mir in die Kommentare. Ich freue mich darauf!

Herzliche Grüße

Cornelia Lupprian
Die Elternlotsin
Cornelia Lupprian
Die Elternlotsin

Ich lotse dich durch dein FamilienAlltagsChaos

Weg von Unsicherheit, Überforderung und Frust

Hin zu Gleichwürdigkeit, Klarheit und Gelassenheit

Mein großer Herzenswunsch ist es, Familien zu helfen, wieder Lebensfreude und Leichtigkeit im Alltag zu erleben.
Mein Wissen aus den Aus- und Weiterbildungen wird ergänzt durch viele Jahre Erfahrung als Familienberaterin und Mutter.

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