Was dir dein Kind sagen würde, wenn es seine Bedürfnisse in Worte fassen könnte
Liebe Mama, lieber Papa,
1. Ich tue etwas für mich und niemals gegen euch!
Geht bitte immer davon aus, dass ich euch niemals (!) etwas Böses will. Ich will euch weder provozieren noch Schaden zufügen, noch will ich euch Macht abnehmen. Wenn es für euch so aussieht, dann handle ich immer nur für mich und nicht gegen euch. Ich will in dem Moment für meine Würde und meine Integrität sorgen.
Nehmt es also bitte niemals persönlich, wenn ich etwas tue, was ich nicht soll und umgekehrt. Helft mir bitte dabei, wenn ich für mich sorgen möchte und wenn ich versuche zu lernen, wie ich meine Würde und Integrität wahren kann und dabei niemanden verletze – denn das möchte ich auf keinen Fall. Sagt mir, wie es euch geht und lebt mir bitte vor, wie das funktioniert.
Lasst uns bitte gemeinsam eine Lösung für Situationen finden, in denen meine Wünsche nicht mit euren übereinstimmen. Wenn es mal keine gemeinsame Lösung geben kann, kann ich gut damit leben, wenn ihr mir zuhört und mir zugesteht, dass ich meinen Wunsch äußern darf. Ich weiß, dass nicht alle meine Wünsche erfüllt werden können, ich will sie nur haben und äußern dürfen.
2. Bitte lasst mich meine Gefühle leben
Lasst sie mich spüren und verarbeiten. Dazu muss ich sie auch ausleben. Sie gehören zum Leben einfach dazu.
Und nur weil ihr mir sagt, dass ich nicht traurig oder wütend sein soll, ist das Gefühl nicht weg! Nein es bleibt und brodelt in meinem Inneren, und muss dann doch irgendwann raus. Vielleicht genau dann, wenn wir alle es grad nicht brauchen können.
Bitte lenkt mich von meinen Gefühlen nicht ab! Helft mir, Begriffe dafür zu finden und sie zu verarbeiten. Das hilft uns allen!
3. Lasst mir meine und zeigt mir eure persönlichen Grenzen
Sagt mir bitte klar und freundlich, wo eure persönlichen Grenzen sind, was ihr mögt und was nicht, was ihr wichtig findet und was nicht. Das hilft mir euch kennen zu lernen und auch zu lernen, meine persönliche Grenze zu spüren und aufzuzeigen.
Das brauche ich jetzt und später in meinem Leben ganz dringend. Ihr dürft gerne sagen: “Ich brauche jetzt Zeit für mich.” oder “Ich will jetzt nicht mir dir spielen” Es ist immer schade, wenn wir nichts gemeinsam unternehmen, aber so weiß ich auch, dass ihr nur für euch sorgt und mich immer noch liebhabt.
In der Pubertät hilft mir das auch viel, herauszufinden, welche Werte ich von euch übernehmen will und kann. Das tut gut!
4. Lebt mir vor und zeigt mir, wie ich Eigenverantwortung übernehmen kann
Sobald ich beginne, mich von euch zu lösen, lernt bitte zusammen mit mir, wie das geht. Lernt bitte mit mir zusammen, was es heißt, Eigenverantwortung zu übernehmen. Ihr dürft euer eigenes Leben leben und das immer weiter ausbauen, je älter ich werde. Das hilft uns allen, damit klarzukommen, dass wir eines Tages getrennte Wege gehen.
Helft mir bitte, alle Tätigkeiten und Fertigkeiten zu lernen, die ich brauche, um alleine klar zu kommen. Und das geht am besten in kleinen Schritten, immer mal wieder etwas mehr.
Es hilft mir nämlich überhaupt nicht, wenn ihr eure Liebe zeigen wollt, indem ihr mir alles abnehmt. Ich mache Fehler und lerne daraus – weit mehr, als wenn ihr mir vorher erklärt, dass ich das falsch machen werde. Seid bitte dann da für mich und tröstet mich, das reicht. Den Rest mach ich schon.
5. Sorgt bitte gut für euch
Und zwar jeder einzeln und auch für eure Beziehung untereinander. Ich brauche es sehr, dass ihr fit seid, dass es euch gut geht. Wenn das nicht so ist, dann mache ich mir Sorgen und versuche euch zu helfen.
Doch dann kann ich mich weniger um mich und meine Bedürfnisse kümmern. Natürlich unternehme ich sehr gerne etwas mit euch, doch ich kann das gut verstehen und auch aushalten, wenn ihr für euch sorgen wollt und euch vorübergehend nicht mit mir beschäftigt.
Arbeitet bitte auch an eurer Beziehung untereinander. Ich brauche es auch sehr, dass eure Beziehung klar und zugewandt ist. Ihr müsst nicht immer in jedem Punkt einer Meinung sein.
Es reicht, wenn ihr euch in den allerwichtigsten Punkten einigt und im Alltag entscheidet, wessen Meinung gerade in der jetzigen Situation gilt. Damit kann ich gut umgehen.
Außerdem lerne ich so, was es heißt, eine klare, authentische und zugewandte Beziehung zu führen.
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