Dein Kind und das Essen – Teil 1
Warum ist das Thema Kinder und Essen im Alltag immer wieder so voller Konflikte?
Da das ein großes Thema ist und kleinere Häppchen viel besser verdaut werden können, gibt es dazu auch 3 Blogartikel (sorry für den Wortwitz, lag irgendwie nahe 😎)
Dein Kind und das Essen Teil 1: Grundsätzliche Überlegungen zum Thema
Wie erleben Kinder dieses Thema?
Welcher Blickwinkel auf das Thema kann dir vielleicht helfen, gelassener damit umzugehen?
Dein Kind und das Essen Teil 2: Die Konflikte zum Essen als reine Nahrungsaufnahme
Dein Kind und das Essen Teil 3 Der Rahmen rund ums Essen – Mahlzeiten, Tischmanieren etc.
Teil 1 Grundsätzliche Überlegungen zum Thema „Kinder und das Essen“
Was ist für dich ein gemeinsames Essen, eine gemeinsame Mahlzeit?
Mit welcher Einstellung beginnst du eine Mahlzeit?
Möglichkeit A)
“Das Essen beginnt gemeinsam. Wir üben mit dem Kind, welche Tischmanieren sich gehören, damit es sich auch außerhalb zu benehmen weiß. Ab einem bestimmten Alter kann ich voraussetzen, dass es das auch kann und anwendet.
Ich mag es nicht, wenn das Kind immer wieder aufsteht, dann dauert das Essen immer so lange. Wenn das Kind so unruhig ist, habe ich Sorge, dass es zu wenig isst oder ich so lange warten muss.
Wir besprechen bei Tisch wichtige Familienangelegenheit, da wir ja endlich mal alle zusammen sind. Ich achte sorgfältig darauf, dass mein Kind genug (oder nicht zu viel) und das richtige isst.”
Oder so?
Möglichkeit B)
“Miteinander zu essen ist ein Vergnügen, ein Genuss und eine wunderschöne Gelegenheit, mit geliebten Menschen Zeit zu verbringen.
Wir haben Spaß miteinander. Jeder darf so viel essen, wie er/sie möchte.
Wenn etwas für eine Person unangenehm ist (Art oder Konsistenz des Essens oder auch Lautstärke, Wuseligkeit, Dauer der Mahlzeit usw.), dann sprechen wir darüber und suchen gemeinsam eine Lösung.
Das Kind darf lernen, in dem es uns Erwachsene beobachtet. Es bekommt Hilfe, wenn nötig und darf sein Essen auf seine Art genießen.
Tischmanieren für das Essen außerhalb üben wir separat und bewusst.
Jede Mahlzeit ist geprägt von Freude und entspanntem Miteinander.”
Ich spiele jetzt mal Hellseherin:
In so manchem Kopf läuft jetzt ein Film ab, dass die Mahlzeiten bei der Einstellung B aus dem einen oder anderen Grund in einer Riesenkatasthrophe enden.
Ist das bei dir auch so?
Vielleicht weil du selbst gelernt hast, dass
- Erwachsene dem Kind Benehmen beibringen müssen, weil es ohne die Anleitung nicht lernt, sich “richtig” zu benehmen.
- eine Mahlzeit nur dann Genuss und Freude bringt, wenn alle sich „richtig“ verhalten
- mit dem Essen spielen, zwischendurch aufstehen, das vorbereitete Essen abzulehnen und viele der anderen Verhaltensweisen ein Zeichen von Respektlosigkeit sind
Oder andere Gedanken, Wünsche, Erwartungen prägen dein Verhalten bei diesem Thema
Wie auch immer – so hast du es irgendwann selbst gelernt und/oder siehst du es eben jetzt.
Und das ist völlig ok.
Du hast ein Recht auf deine Vorstellung, deine Wünsche und deine Erwartungen.
Du darfst dann mit allen Konsequenzen leben, die deine Vorstellung/Erwartung in der realen Welt auslösen.
Kinder lernen von Erwachsenen eher weniger durch Worte, sondern vor allem durch deren Verhalten.
Überleg mal so für dich:
Wie fühlt sich dein Kind beim Thema Essen/Mahlzeiten einnehmen?
Wie nimmt es die Stimmung, die Atmosphäre am Tisch wahr?
😀 Ist das gemeinsame Essen bzw. die Nahrungsaufnahme für dein Kind positiv verknüpft – mit Freude, Genuss, liebevollem Miteinander?
😀 Fühlt es sich so, dass es voller Freude und entspannt durch Beobachten, Ausprobieren und Nachmachen alles lernen kann, was es im sozialen Umfeld braucht?
😀 Fühlt es sich so, dass es für sich selbst sorgen kann, durch Reinspüren in den Körper, was der Körper braucht und will?
Oder eher so?
😔 Oder verknüpft es das Thema Essen/Mahlzeit eher mit Druck, korrigiert werden, alles falsch machen, nicht in Ordnung sein, sowieso immer nur stören, also eigentlich nicht geliebt werden?
😔 Fühlt es sich so unter Druck, dass es ständig eigentlich nur damit beschäftigt ist, ja nichts zu vergessen, nichts zu übersehen, immer alles „richtig“ zu machen?
😔 Ist es also auch ständig dabei, völlig angespannt im Außen zu überprüfen, was richtig ist?
😣 Hat es das Gefühl, sich gegen diesen ständigen Druck wehren zu müssen, weil es sonst völlig kaputt geht?
Hm, was meinst du, wieviel bei den für dich störenden Verhaltensweisen ist vielleicht zurückzuführen auf ein generelles Unwohlfühlen deines Kindes beim Thema Essen und auf den Versuch, sich zu wehren?
Und je mehr du versuchst, deinem Kind das „richtige“ Verhalten beizubringen, desto mehr meckerst und korrigierst du, desto unwohler fühlt sich dein Kind und – genau – desto mehr wehrt es sich.
Ein Teufelskreis schließt sich. 👿
Ein Teufelskreis, der in vielen Familien schon so heftige Konflikte bei Tische hat entstehen lassen, dass gemeinsame, freudvolle Mahlzeiten überhaupt nicht mehr stattfinden.
Und ein Teufelskreis, den nur du unterbrechen kannst.
Mir ist völlig bewusst, dass meine Beschreibung sehr intensiv formuliert ist und dass es bestimmt in den meisten Familien etwas gemäßigter zugeht.
Meine Einladung:
Nimm mal den Blickwinkel deines Kindes ein und überprüfe in den nächsten Wochen, wie es deinem Kind wirklich beim Thema Essen und gemeinsame Mahlzeiten geht.
Wie kannst du den Teufelskreis unterbrechen?
Du darfst deine Vorstellung/ deine Einstellung verändern und mit dem leben und umgehen, was tatsächlich da ist.
Und dann genau das genießen.
💖 Genieße jede Mahlzeit mit deinem Kind, deiner Familie.
💖 Genieße die wichtige Nahrungsaufnahme und die Tatsache, dass du mit deinen Liebsten zusammen sein darfst.
💖 Lass alle Erziehungsversuche bei Tisch weg.
💖 Sorge dafür, dass dein Kind
- sich gerne zu dir an den Tisch setzt
- gemeinsames Essen als eine Bereicherung ansehen kann
- genug Zeit und Gelegenheit hat, dich völlig uneingeschränkt beobachten und dir nacheifern kann
- jederzeit in sich hineinspüren kann, was es braucht und wirklich will
Und nun?
Du siehst das jetzt auch so und stellst dir gerade die Fragen:
❓ Wie geht das? ❓
❓ Ja, aber was ist, wenn …? ❓
Diese Gedanken sind auch sehr wichtig.
Einige davon sehen uns in den beiden anderen Blogartikeln näher an.
Schreib mir deine Bedenken, Fragen und Gedanken.
Dann nehme ich sie gerne in die Blogartikel mit auf.
Ich freue mich darauf! 💖
Herzliche Grüße
Ich kann deine Szenarien sehr gut nachvollziehen. Unser Sohn, 3 Jahre, hat schon viel ordentlicher mit Besteck gegessen als er jetzt tut und schüttet auch immer wieder seinen Becher bei Tisch aus. Wir versuchen das mittlerweile gelassen zu nehmen und nicht mehr so viel zu korrigieren. Dennoch trägt unsere Grundstimmung vermutlich dazu bei, dass es soweit kam, da ich schwanger bin, immer wieder mit extremen Rücken- bzw. Beinschmerzen zu kämpfen habe und die Grundstimmung durch den anstrengenden Familienalltag vermutlich eine andere ist.
Ja, Daniela, das hast du bestimmt richtig erkannt. Wie schön, dass du daraus auch die Konsequenz ziehst, weniger zu korrigieren. Dein Sohn durchlebt jetzt und in den nächsten Monaten auch eine schwierige Zeit. Es ist bestimmt für dich auch anstrengend, dich um einen 3-jährigen zu kümmern, wenn es dir selbst nicht gut geht und du dir vielleicht sogar Sorgen machst.
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Liebe und dass alles gut geht. 💖